Sind Whistleblower Denunzianten?
Das Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG) steht in Deutschland kurz vor der Verabschiedung. Es beinhaltet die nationale Umsetzung der EU-Whistleblower-Richtlinie zum besseren Schutz von Hinweisgebern. Mehr dazu auch hier.
Während die EU-Richtlinie europaweit zahlreiche Befürworter hat, gibt es auch Stimmen, die Hinweisgeber mit Denunzianten gleichstellen. In diesem Artikel klären wir: Sind Whistleblower Denunzianten?
Was ist ein Whistleblower?
Die EU-Whistleblower-Richtlinie und das HinSchG zielen darauf ab, Hinweisgeber bzw. Whistleblower besser zu schützen. Aber was genau ist ein Whistleblower?
Laut Duden handelt es sich um eine “Person, die Missstände [an ihrem Arbeitsplatz] öffentlich macht”.
Das Sprachwörterbuch definiert Whistleblowing als “das Aufdecken und Enthüllen von brisanten, von der Allgemeinheit nicht tolerierbaren Fehlverhaltensweisen einzelner Individuen in Organisationen und Unternehmen wie Korruption, Forschungsfälschung, Diebstahl geistigen Eigentums etc. im Sinne der Allgemeinheit”.
Weitere typische Missstände, auf die Whistleblower hinweisen, sind Straftaten wie Insiderhandel, Menschenrechtsverletzungen oder Datenmissbrauch.
Meist erfahren Hinweisgeber von diesen Informationen an ihrem Arbeitsplatz.
Die EU-Hinweisgeber-Richtlinie beschreibt Hinweisgeber als Personen, die Verstöße gegen das Unionsrecht melden, die das öffentliche Interesse beeinträchtigen. Gemeint sind Verstöße aus den Bereichen öffentliches Auftragswesen, Finanzdienstleistungen, Geldwäsche, Produkt- und Verkehrssicherheit, nukleare Sicherheit, öffentliche Gesundheit sowie Verbraucher- und Datenschutz.
Hinweisgeber sehen sich in nahezu allen Fällen mit argen Sanktionen konfrontiert. Es drohen Kündigung, Degradierung, Einschüchterung und sozialer Ausschluss. In einigen Fällen wurden Whistleblower bedroht. Manche Hinweisgeber kamen unter mysteriösen Umständen ums Leben, z.B. Karen Gay Silkwood. Die Gewerkschaftsaktivistin spielte eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung eines Skandals in der US-Nuklearindustrie. Andere begingen Suizid. Sehen Sie sich dazu beispielsweise unser Portrait des Internethacktivisten Aaron Swartz an.
Whistleblower handeln aus ethisch-moralischen Gründen. Sie beobachten Unrecht an der Menschheit oder sozialen Gemeinschaft und melden diese - trotz der vielen Nachteile, die sich für sie ergeben. Hinweisgeber stellen Ihre Überzeugung für das Richtige und Gute über ihre Karriere und ihr eigenes Leben.
Was ist ein Denunziant?
Gehen wir auch dieser Frage auf den Grund. Für den Duden ist es eine “Person, die jemanden denunziert”. “Denunzieren” wiederum bedeutet “[aus persönlichen niedrigen Beweggründen] anzeigen”. Das DWDS (Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache) geht sogar noch weiter und spricht von “jemandem, der aus niedrigen, meist egoistischen Beweggründen andere anzeigt, verdächtigt”.
Solche Gründe können zum Beispiel das Erlangen eines persönlichen Vorteils sein. Dabei sind falsche Beschuldigungen ein beliebtes Mittel der Denunziation. Unter Denunziation fällt zum Beispiel, wenn Kollege X behauptet, Arbeitnehmer Y würde das Büro immer viel zu früh verlassen. X erhofft sich, das Ansehen von Y zu mindern und die anstehende Beförderung zu erhalten. X verschweigt allerdings bei seiner Meldung, dass Y die Gleitzeit nutzt und den Arbeitstag so früh beginnt, dass er auch deutlich früher gehen kann.
Fazit
Die Antwort ist offensichtlich: Whistleblower sind keine Denunzianten.
Denunzianten erhoffen sich aus ihrer Anzeige einen persönlichen Vorteil. Whistleblower melden ihre Beobachtungen trotz der drohenden persönlichen Nachteile. Die Motivation von Whistleblower und Denunziant könnte gegensätzlicher nicht sein. Auch die Inhalte der Meldungen unterscheiden sich wie Tag und Nacht. Whistleblower decken illegale Aktivitäten aus oben genannten Bereichen auf und wollen die Öffentlichkeit schützen. Dafür riskieren sie ihre Karriere und mehr.
Die EU-Whistleblower-Richtlinie bzw. das Hinweisgeberschutzgesetz unterstützen Whistleblower durch einen besseren Schutz vor Repressalien. Da Hinweisgeber häufig am Arbeitsplatz von Missständen erfahren, werden Unternehmen verpflichtet, sich aktiv zu beteiligen.So müssen Organisationen und Unternehmen ab 50 Mitarbeitern mit Inkrafttreten des Hinweisgeberschutzgesetzes interne Meldesysteme einführen.
Mit HintSuite unterstützen wir Sie bei der Umsetzung des Gesetzes in Ihrem Unternehmen. Vereinbaren Sie einen Beratungstermin und klären Sie alle offenen Fragen. Unsere Experten helfen Ihnen gerne bei der Wahl der richtigen Lösung.