Foto: Aaron Swartz, 2009. Michael Francis McElroy für die New York Times
Wie Whistleblower die Sicht der Gesellschaft verändern und warum deshalb ein HinSchG notwendig ist
Was haben bekannte Whistleblower gemeinsam? Sie veränderten mit ihren Enthüllungen die Welt. In einer Portrait-Reihe möchten wir uns daher diesen außergewöhnlichen Menschen widmen. Sie und ihre Geschichten haben die Bahnen für das Hinweisgeberschutzgesetz gelegt. Über den aktuellen Stand zum HinSchG informieren wir Sie hier.
Wir beginnen unsere Reihe mit Programmierer, Unternehmer, Autor, Organisator politischer Bewegungen und Internet-Hacktivist Aaron Swartz. Ohne seinen Enthusiasmus für eine gleichberechtigte und freiere Welt und ohne sein unnachgiebiges Engagement würden Ihnen, lieber Leser, heute viele Informationen im Netz nicht kostenfrei und einfach zugänglich zur Verfügung stehen. Ein Grund, sich diesen Menschen und seine Geschichte näher anzusehen.
Aaron Swartz’: Information is Power
Aaron Hillel Swartz wurde 1986 in Chicago, Illinois geboren. Sein Vater Robert hatte eines der ersten IBM-Betriebssysteme erfunden. Programmieren steckte dem Jungen in den Genen.
Aaron interessierte sich ungewöhnlich früh für Technologie. Bereits im Alter von 14 Jahren half er bei der Entwicklung des ersten RSS-Codes (= Format für die Veröffentlichung von Inhalten auf Websites). Im Laufe der folgenden Jahre war er an einer Vielzahl von Projekten beteiligt. Darunter befindet sich Creative Commons, die es Urhebern auch heute ermöglichen, ihre Arbeit frei zu teilen und zu nutzen. Außerdem war er Mitbegründer der Plattform Reddit, einer Social Website, auf der registrierte Nutzer Inhalte einstellen bzw. anbieten. Darüber hinaus war er ein wichtiger Befürworter von Open-Source-Software, die es Entwicklern ermöglicht, ihre Arbeit für andere zugänglich und bearbeitbar zu machen.
Swartz war überdurchschnittlich talentiert. Viele würden ihn als Nerd bezeichnen. Die Elite-Uni Stanford beschrieb er als “eine idyllische kleine Schule in Kalifornien”, allerdings herrsche keine besonders intellektuelle Atmosphäre. Die Uni verließ er nach nur einem Jahr, um ein Unternehmen zu gründen.
Besonders hervorzuheben an dem Programmierer ist sein soziales Wesen. Er war ein wahrer Aktivist für eine freie, offene und gerechte Gesellschaft. Als Befürworter des Datenschutzes und der Privatsphäre hat seine Arbeit zu Maßnahmen geführt, die unsere Privatsphäre online schützen.
Soziale Gerechtigkeit war für ihn das Hauptthema. Aaron Swartz kämpfte mit legalen und illegalen Mitteln für einen freien Zugang zu Wissen und Informationen. “Information is Power” - Wissen ist Macht. Sein Leitsatz und Antrieb all seiner “Taten”..
Das Internet war für ihn eine wertvolle Ressource, mit Hilfe derer sich Wissen und Ideen verbreiten lassen. Swart’ Forderung: Jeder soll im Internet auf alle Informationen zugreifen können, die er benötigt, um sich zu bilden und zu wachsen. Wissen sollte jedem Menschen zustehen - nicht nur einer zahlenden Elite.
2009, im Alter von Anfang 20, lud Swartz 20 % aller kostenpflichtigen Informationen der Justizdatenbank Pacer herunter. Er nutzte ein Schlupfloch, um die Bezahlschranken zu umgehen. Die Daten stellte er anschließend für alle frei verfügbar ins Netz.
Aaron Swartz’ (Whistleblowing-) Fall…
2010 zapfte Aaron im Massachusetts Institute of Technology (MIT) fast fünf Mio akademischer Artikel aus der digitalen Bib JSTOR ab. Das MIT kam ihm auf die Schliche, reichte wider Erwarten keine Klage ein.
Die Staatsanwaltschaft allerdings beschuldigte Aaron 2011 des Betrugs und Datendiebstahls. Sein Akt für die Freiheit bedrohte den 26-Jährigen nun mit möglichen 35 Jahren Haft und einer Geldstrafe von knapp 1 Millionen Euro. Bis heute ist unklar, warum die Justiz so hart vorging.
Noch bevor es zum Prozess kam, wurde Swartz in seiner Wohnung in Brooklyn tot aufgefunden. Die Obduktion geht von Suizid aus, was depressiven Phasen des jungen Genies entsprechen könnte.
Haben Sie dunkle Gedanken oder leiden an Depressionen? Wenn es Ihnen nicht gut geht oder Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen Sie sich melden können. Nutzen Sie z.B. die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Aaron Swartz’ Fall löste eine Welle der Empörung und des Protests aus. Sein Leben und Tod sorgten für eine breitere Debatte über Informationsfreiheit und den Schutz von Whistleblowern.
Wenige Tage vor seinem Tod hatte JSTOR, die Datenbank, die Swartz beklaut hatte, veröffentlicht, über 4,5 Mio Artikel für einen begrenzten Zeitraum kostenlos verfügbar zu machen mit dem Ziel, “dass jeder auf der Welt die Inhalte, die wir ins Netz stellen, nutzen kann”.
… und wie er die Welt bis heute prägt
Aaron Swartz’ Erbe lebt weiter: Vor allem in der Bewegung für den freien Zugang zu Wissen und Informationen. Organisationen wie “Open Access Button” und “Sci-Hub” setzen seine Arbeit fort, indem sie sich für freien Zugang zu wissenschaftlichen Arbeiten und anderen Ressourcen engagieren.
Swartz hat bewiesen, dass man für das Richtige kämpfen muss und eine Veränderung möglich machen kann. Seine Geschichte zeigt gleichzeitig leider auch, wie wichtig der Schutz von Whistleblowern ist.
Um Menschen wie Aaron Swartz zu schützen, wurde von der EU die Einführung des Hinweisgeberschutzgesetzes gefordert. In Deutschland steht es kurz vor der Verabschiedung.
Kümmern Sie sich jetzt schon um die Umsetzung des Gesetzes in Ihrem Unternehmen. Wünschen Sie eine Beratung oder haben Sie Fragen zu HintSuite? Unsere Experten helfen Ihnen gerne bei der Wahl der richtigen Lösung.